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Umgang mit chronischen Schmerzen

22.03.2016

pr20160322 ralf konradVORTRAG | Am Dienstag, den 22. März, wurde von Physiotherapeut Ralf Konrad im Kulturzentrum ein Vortrag zum Thema "Umgang mit chronischen Schmerzen" gehalten. Eingeladen hatte der Förderverein Kranken- und Pflegehilfe Buseck. Begrüßt wurden die Interessierten und der Referent vom stellvertretenden Vorsitzenden Manfred Buhl.

Konrad begann seinen Vortrag mit der Aussage: "Ein Leben ohne Schmerzen wäre doch schön, da stimmen sie mir sicherlich alle zu." Doch das sei es eben nicht. Konrad berichtet über Kinder, die keine Schmerzen fühlen. Sie stecken sich beispielsweise Murmeln in die Augenhöhlen, da es ja nicht weh tut. Diese Kinder sterben sehr früh, da sie keine Schmerzen spüren. Schmerzen zu fühlen sei aber eine wichtige Fähigkeit, um zu überleben.

Man unterscheidet zwischen akuten Schmerzen, die als Warnfunktion dienen, und chronischen Schmerzen.

Unter chronischen Schmerzen versteht man solche, die ihren Sinn, also ihre ursprüngliche Funktion, verloren haben und trotz Heilung bestehen bleiben.

Sie sind langandauernd, haben keine Leit- und Warnfunktion mehr, es besteht kein Zusammenhang mit körperlicher Schädigung und die körperliche Belastung ist nicht die Schmerzursache.

"Die Schmerzentstehung ist ein sehr komplexer Prozess" erklärt Konrad. Der Körper kann auf verschiedenen Ebenen auf Schmerzen einwirken. Von außen können zum Beispiel Medikamente eingesetzt werden, aber der Körper kann auch eigene Stoffe dagegen entwickeln. Dies nennt man körpereigene Schmerzhemmung. Genauso kann der Körper aber auch Schmerzen verstärken, um die Schonung und die damit verbundene Heilung voranzubringen. Doch diese Mechanismen funktionieren eben nicht immer perfekt.

Es gibt aber auch äußere Einflüsse, die den Schmerzfaktor beeinflussen können. Zum einen nannte Konrad das Wetter. Bei trübem Wetter wird der eigene Gefühlszustand ebenfalls trüb und durch die eigene Stimmung wird Einfluss auf die Schmerzweiterleitung genommen. So können einige Schmerzen im Herbst auftreten, im Sommer jedoch nicht. Weitere Faktoren können Stress, seelische Belastung oder Probleme sein.

Ebenso wirken verschiedene Einflüsse auf die Schmerzwahrnehmung. Diese sind auf biologischer, psychologischer und sozialer Ebene einzuordnen.

Wenn also eine Heilung nicht so verläuft wie sie sollte, macht man psychosoziale Ursachen dafür verantwortlich.

Diese Warnzeichen für psychosoziale Faktoren bei der Chronifizierung nennt man "Yellow Flags", also gelbe Fahnen. Dadurch entwickelt sich eine eigene Schmerzkrankheit, da der Schmerz selbst zur Krankheit geworden ist und nicht die Schädigung des Körpers Schuld ist. Dabei spielen kognitive Faktoren, der Krankheitsvorteil, Emotionen, Einflüsse von Ärzten/Physiotherapeuten und die Familie eine Rolle.

Konrad erläutert kurz den Verlauf von chronischen Schmerzen. Zunächst hat man zu Beginn noch ein hohes Aktivitätsniveau, dann tritt der Schmerz auf, wodurch die Aktivität zurück geht. Wenn man keine Schmerzen mehr hat, nimmt die Tätigkeit wieder zu und die Schmerzen setzen früher wieder ein. Und so geht das Aktivitätsniveau immer mehr nach unten, da man immer früher wieder weniger macht, da die Schmerzen früher einsetzen.

Konrad erklärt dies dadurch, dass man immer passiver wird und das sei der Teufelskreis bei chronischen Schmerzen. Die Belastung sei nicht die Ursache dieser Schmerzen, sondern die gelben Fahnen. Um den chronischen Schmerzen zu entgehen, muss also eine Verhaltensänderung stattfinden. Die Lösung liegt also bei einem selbst. Man muss die Schmerzen verstehen und einordnen, das ist der erste Weg zur Besserung.

Konrad schlägt einige aktive Bewältigungsstrategien vor: Zunächst muss man sich über das Problem informieren, verschiedene Bewegungsmöglichkeiten ausprobieren, Schmerzgrenzen ausloten, eine positive Einstellung bewahren und Pläne machen. Man soll entscheiden, welche Aktivität man gerne intensiver betreiben möchte, den definitiven, schmerzfreien Ausgangswert ermitteln, eine Steigerung planen und daran festhalten, trotz eventueller Schmerzen. So kann man wieder zurück zu einem höheren Aktivitätsniveau kommen. Ziel ist damit eine Rückkehr der Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens.

Anschließend an den Vortrag konnten die Zuhörer dem Referenten noch Fragen stellen.
(Sabrina Wagner/Gießener Anzeiger)

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